Neues Projekt: Autobiografie

Es gibt neue Aufgaben, die gehen einem leicht von der Hand. Und dann gibt es Aufgaben, die fallen einem nicht so leicht.
Viele Jahre schwieg ich über meine Vergangenheit und das Aufwachsen in einer Sekte. Ein Umstand, der mich einer glücklichen Kindheit, Jugend und letztendlich meiner Eltern beraubte.
Im Juli 2020 bekam ich die Anfrage, als Talkgast in einer TV-Sendung darüber zu sprechen. Mein erster Impuls war ein klares NEIN! Meine Familie aber meinte, es würde anderen Menschen Mut machen und zeigen, dass man seiner Vergangenheit nie auf Gedeih und Verderb, für immer und ewig ausgeliefert ist. So habe ich letztendlich zugesagt.
Die Resonanz auf die Sendung war kolossal. Damit hätte ich nie gerechnet. Viele Menschen schickten mir Mails, Briefe und Nachrichten auf sämtlichen Kanälen. Erzählten von ihren Erlebnissen, ihrem Leid und ihren Verlusten. Mir wurde klar, das Thema muss mehr in die Öffentlichkeit. Es muss präsenter werden. Mehr Aufklärung muss stattfinden. Es gibt religiöse Randgruppierungen, die eben nicht so harmlos sind, wie sie vorgeben und im ersten Moment nach außen wirken. Deren Konstrukte so vertrackt sind, dass ein Außenstehender diese nicht erkennen oder verstehen kann.

Da war doch noch was?
Zu diesem Zeitpunkt fielen mir wieder die vielen Seiten ein, die ich bereits vor 5 Jahren zu schreiben begonnen hatte. Seiten, die meinen Kindern irgendwann die Geschichte ihrer Mutter erzählen sollten. Erklären sollten, warum Dinge an mir für sie manchmal so unverständlich waren. Ich zog das dicke Skript wieder aus der Schublade und tauchte noch einmal in meine Vergangenheit ein. In eine Zeit, die zwar längst vorbei, aber doch immer ein Teil von mir sein und Auswirkungen haben wird. Wie ein Stein, den man in den ruhigen See wirft. Der Stein ist längst auf den Grund gesunken und verschwunden, aber die Wasseroberfläche trägt noch die Wellen mit sich.

Ein heilsamer Prozess
Das Niederschreiben war und ist anstrengend. Jedes Mal, wenn ich in den vergangenen Jahren an meinen Seiten arbeitete kam ich mir vor wie ein Schwimmer in einem riesigen Fluss. Immer wieder musste ich auftauchen und mich dem Strom entziehen, der mich mitzureißen drohte. Mich am Ufer festhalten, Luft schnappen, ausruhen und neue Kräfte sammeln.

Die Zeit ist reif!
Jetzt ist es an der Zeit, das Projekt zu Ende zu bringen, den „Deckel drauf zu machen“, um es den vielen Betroffenen da Draußen zur Verfügung zu stellen. Ihnen zuzurufen: Ihr seid nicht alleine! Der Weg in ein lebenswertes und schönes Leben ist immer möglich!
Und der Wunsch keimte auf, mit diesen Seiten die Öffentlichkeit aufzurütteln. Auch ihr zuzurufen: Seht hin! Das ist nicht harmlos und ungefährlich! Achtet auf Euch!
Im allerbesten Fall werfen die Verantwortlichen der Regierungen einen prüfenden Blick auf eine Organisation mit all den Machenschaften, die unter dem Deckmäntelchen des Religionsrechts und der Religionsfreiheit stattfinden. Aber das bleibt vermutlich Wunschdenken.

Unterstützung
Meine liebe Freundin Lola aus München, selbst erfahrene Autorin, sagte mir letztes Jahr ihre Unterstützung zu. Seit einigen Wochen arbeiten wir gemeinsam an diesem Projekt und kommen gut voran. Sie sortiert meine Themen, Sätze, Seiten, korrigiert die Grammatik und hat viele Hausaufgaben für mich.
Viele Dinge und Fachbegriffe, die für mich normal sind, werden von Außenstehenden der Thematik oft nicht verstanden, auch hier gibt es an vielen Stellen Erklärungen nachzuarbeiten. Es gibt noch Einiges zu tun.

Ich werde hier künftig immer wieder davon berichten. Von Dingen, die mich beschäftigen und neuen Erkenntnissen, die ich auf dieser Reise erlange. Und bald kommt der Tag, da halten Lola und ich unser fertiges Werk in den Händen und für mich schließt sich ein Kreis.

Du darfst gespannt sein! Ich bin es!

Deine Esther